Gemeindekongress 2022: "Kommunen.Zukunft.NRW"

Corona, Klima und der Krieg in der Ukraine: Die 23. Mitgliederversammlung des Städte- und Gemeindebundes NRW im Rahmen des Gemeindekongresses 2022 stand im Zeichen des Umbruchs und einer Zeit der Krisen. Das Motto der Tagung am 14. Juni 2022 in der Stadthalle Düsseldorf: "Kommunen.Zukunft.NRW".

Rund 1000 Delegierte und Gäste aus der Kommunal-, Landes- und Bundespolitik waren ins Kongresszentrum nach Düsseldorf gekommen. Auf der Begleitmesse präsentierten zahlreiche Aussteller ihre Produkte und Ideen. Der Städte- und Gemeindebund NRW teilt sich einen gemeinsamen Stand mit der Kommunal Agentur NRW und der Einkaufsgenossenschaft KoPart.

Einführung durch Präsident Ruthemeyer

Dr. Eckhard Ruthemeyer, Präsident des StGB NRW und Bürgermeister der Stadt Soest, führte mit nachdenklichen Worten ins Programm ein. In seiner Rede hob er die wachsenden Belastungen durch Inflation und Energiekrise hervor. Diese Entwicklung lasse die Fliehkräfte in der Gesellschaften wachsen. Vor allem den vulnerablen Gruppen müsse nun gezielt geholfen werden.

Ruthemeyer betonte die weitreichenden Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Der Begriff der Zeitenwende sei vollauf angemessen, allein weil nun sicherheitspolitische Interessen die treibende Kraft der Energiewende geworden seien.

Mehrfach ging der Präsident des Städte- und Gemeindebundes NRW auf die Diskrepanz zwischen Anspruch und den tatsächlich gegebenen Handlungsspielräumen der Städte und Gemeinden ein. Dies machte Ruthemeyer insbesondere an den Ergebnissen des jüngsten Kommunalpanels fest: Der kommunale Investitionsstau sei auf erdrückende 159,4 Milliarden Euro angewachsen.

Gleichzeitig gebe es hohe Erwartungen an Umbau und Transformation des Landes, insbesondere beim Klimaschutz, der Bildungsinfrastruktur oder auch der Mobilitätswende. Die chronische Unterfinanzierung der Kommunen müsse daher endlich ein Ende haben. Die Kommunen als wichtigste Macher benötigten Planungssicherheit und eine ausreichende Finanzausstattung.

>>> Rede von Präsident Dr. Ruthemeyer als PDF

Grußwort des Ministerpräsidenten

Ministerpräsident Hendrik Wüst würdigte in seinem Grußwort die Rolle der Kommunen als Bindeglied zu  Bürgerinnen und Bürgern. Dort zeige sich, ob der Staat funktioniere. Eindringlich warb er für einen leistungsfähigen Staat, um das Vertrauen der Menschen zu sichern."Es ist wichtig, dass die Menschen Vertrauen in den Staat und die Demokratie behalten. Dafür brauchen wir handlungsfähige Kommunen", so Wüst.

Zum Verlauf der Koalitionsverhandlungen hielt Wüst sich bedeckt. Alle Probleme der Kommunen seien den Unterhändlern aber bewusst. Eine besondere Rolle habe das Land Nordrhein-Westfalen als stark von Industrie geprägtes Land beim Klimaschutz. Weltweit nehme man damit eine Vorbildrolle ein. Für die Zukunft wünschte sich Wüst, dass Land und Kommunen weiterhin partnerschaftlich Hand in Hand zusammenarbeiten.

Ein Vergleich mit der Steiermark

Ein weiteres Grußwort richtete an die Delegierten nach langjähriger Tradition ein Besucher aus der Steiermark: Mag. Dr. Martin Ozimic, Landesgeschäftsführer des Gemeindebundes Steiermark, versicherte, die Kommunen in Österreich würden die zwölf Forderungen des Städte- und Gemeindebundes an die Landespolitik 1:1 unterschreiben. Zwischen den Ländern gebe es neben vielen Unterschieden auch starke Gemeinsamkeiten. Die Gemeinden seien in der Verwaltung zunehmend durch kleinteilige Regelungen und Bürokratie unter Druck geraten. Diskutiert werde daher eine Gemeindestrukturreform.

Bundesverkehrsminister Wissing wirbt für digitalen Fortschritt

In einem Video schickte auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing Grüße nach Düsseldorf. Er warb für die Vorteile der Digitalisierung. Sie sei das Instrument, Fortschritt für mehr Lebensqualität, Verwaltung, Mobilität und auch Klimaschutz zu organisieren. Sein Leitgedanke dafür laute "Ermöglichen statt erschweren".

Mit Blick auf den Verkehrssektor wies Wissing auf die unterschiedlichen Bedarfe zwischen Stadt und ländlichem Raum hin. Die Herausforderungen in Duisburg seien andere als in Dülmen. Digital erhobene Daten seien hier ein geeignetes Mittel, die für den individuellen Bedarf passenden Angebote zu entwickeln. Der Bund investiere im Übrigen massiv in die Schiene, in NRW bis zum Jahr 2030 2,6 Milliarden Euro allein für den Ausbau der Linie Oberhausen-Emmerich und den Rhein-Ruhr-Express.

Angeregte Podiumsdiskussion

Einen Blick voraus in die Zukunft warfen die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion, moderiert durch den Journalisten Michael Brocker. Ein Punkt war bereits zu Beginn konsensfähig: Versorgungssicherheit hat Priorität. Der Krieg in der Ukraine hat die Dringlichkeit der Energiewende klar vor Augen geführt.  

Bürgermeisterin Maria Moritz aus der Gemeinde Möhnesee schilderte eindringlich die Mühen aus der Praxis: Widerstand in der Bevölkerung, zu viele kleinteilige Vorschriften und gesetzlichen Regelungen, zu wenig Fachpersonal. Aktuell bemühe sie sich im engen Dialog mit der Bevölkerung um tragfähige Kompromisse. Präsident Ruthemeyer wies auf die begrenzten Spielräume, aber auch die zum Teil sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen hin.

Uwe Zimmermann, stv. Hauptgeschäftsführer des DStGB übte scharfe Kritik an der aufgewachsenen Regelungsdichte. In einer Krisenlage wie der aktuellen müsse man derart großen Ballast abwerfen und Verfahren zum Ausbau erneuerbarer Energien deutlich einfacher machen. Gefragt sei nun politischer Mut zu Entscheidungen, die auch schmerzhaft sein könnten.

Die Sicht des Landesverbandes Erneuerbare Energien schilderte anschaulich Dr. Thomas Griese. Er warb mit Nachdruck dafür, schnell gesetzliche Grundlagen zu schaffen und Bürokratie abzubauen. Staatsekretär Christoph Dammermann erinnerte an bestehende Förderangebote und sparte nicht mit Lob für das Tempo, das Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bei der Energiewende vorlege. Dies sei atemberaubend.

Aus dem Plenum flossen zahlreiche weitere Impulse in die Diskussion ein. Angesprochen wurden unter anderem die begrenzten Möglichkeiten für PV-Anlagen auf Wasserflächen, die Bedeutung frühzeitiger Kommunikation in der Bürgerbeteiligung oder die Übertragbarkeit erfolgreicher Projekte.

Ein ausführlicher Bericht erscheint am 1. August im Städte- und Gemeinderat.

Im Video: Stimmen zum Kongress

Das Programm im Überblick

10 bis 12.30 Uhr: Eröffnung der Begleitmesse

12.30: Eröffnungsrede von StGB NRW-Präsident Dr. Eckhard Ruthemeyer

13.05 Uhr: Grußwort von Hendrik Wüst, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen

13.30 Uhr: Grußwort von Mag. Dr. Martin Ozimic, Landesgeschäftsführer des Gemeindebundes Steiermark

13.45 Uhr: Grußwort von Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr

14 bis 15.30: Sitzung der Mitgliederversammlung, Wahlen und Kaffeepause

15.30: "Erwartungen an die Landespolitik" - Kurzvortrag von Hauptgeschäftsführer Christof Sommer

15.45 Uhr: Podiumsdiskussion zur Energiewende mit Staatssekretär Christoph Dammermann, LEE-Vorstand Dr. Thomas Griese, Bürgermeisterin Maria Moritz, stv. DStGB-Hauptgeschäfstführer Uwe Zimmermann, StGB NRW-Präsident Dr. Eckhard Ruthemeyer und Moderator Michael Brocker

16.45 Uhr: Schlusswort durch Bürgermeister a.D. Roland Schäfer, Ehrenpräsident des StGB NRW

ab 18 Uhr: Abendempfang

Gesammelte Eindrücke vom Kongress im Video

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