Mitteilungen - Finanzen und Kommunalwirtschaft

Die 94 Westfälisch-Lippischen Sparkassen blicken auf ein außergewöhnliches Geschäftsjahr 1995 zurück. So stagnierte die Bilanzsumme bis Ende Juni 1995 nahezu, doch im zweiten Halbjahr konnten die Sparkassen in Westfalen-Lippe ihre Bilanzsumme um mehr als 5 % auf erstmals 150 Mrd DM erhöhen.

Der Spätstart wie auch der beachtliche Endspurt im vergangenen Jahr lassen sich zu einem wesentlichen Teil mit einer drastischen Erhöhung der Abgabenlast und deswegen sinkender Realeinkommen zum Jahresanfang sowie mit geänderten gesetzlichen Förderungsbedingungen für den Eigenheimerwerb zum Jahresende erklären. Die Entwicklung des Eigenkapitals konnte vor dem Hintergrund der seit Jahren stabilen Ertragslage mit dem Wachstum der Einlagen und Kredite Schritt halten.

Die Einlagen der Kunden erhöhten sich trotz ebenfalls schwachen Starts insgesamt um 3,6 % auf mehr als 115 Mrd DM. Der Bestand an Kundenkrediten steigerte sich um 6,4 % auf über 95 Mrd DM.

Bei ihrer Spartätigkeit bevorzugten die Kunden mit Spareinlagen und Eigenemissionen die hauseigenen Angebote. In diesen waren mit 6,7 Mrd DM am Jahresende 25 % mehr Gelder neu angelegt als im Vorjahr. Dieses Wachstum basiert vornehmlich auf der Einführung attraktiver oftmals größenklassenabhängig verzinster Sondersparformen durch zahlreiche Sparkassen. Gleichwohl muß dabei berücksichtigt werden, daß mehr als die Hälfte des Zuwachses aus der Umschichtung von Termineinlagen resultiert. Die restlichen Zuwächse ergeben sich aus den Zinsgutschriften in Höhe von 2,4 Mrd DM.

Im Wohnungsbaukreditgeschäft waren deutliche Unterschiede zwischen dem ersten und zweiten Halbjahr 1995 festzustellen. Steuerliche Rahmenbedingungen, die vor rd. eineinhalb Jahren ausliefen, stützten bis Ende 1994 ein ungewöhnlich kräftiges Wachstum der vergebenen Immobilienkredite, das dann in den ersten sechs Monaten des Berichtszeitraumes gestoppt wurde. Aber bereits seit Juli 1995 lagen die monatlichen Darlehenszusagen wieder über den Vergleichswerten des Vorjahres. Dazu trug insbesondere ab Oktober die Verabschiedung der neuen Wohneigentumsförderung bei. Trotz der zum Jahresanfang rückläufigen Zahl erreichten Darlehenszusagen und Darlehensauszahlungen mit jeweils 6,5 Mrd DM weit mehr als vier Fünftel des Rekordergebnisses des Vorjahres.

Das Kreditgeschäft mit den öffentlichen Haushalten verringerte sich angesichts der bekannten finanzpolitischen Restriktionen nur geringfügig. Sehr erfreulich verlief dagegen das Kreditgeschäft mit den vornehmlich mittelständischen Firmenkunden. Mit neu in Anspruch genommenen Krediten in Höhe von 2,3 Mrd DM erhöhten Unternehmen und Selbständige die Netto-Kreditaufnahme um nahezu 20 %. Wichtig erscheint dabei mit Blick auf die im Jahresverlauf nicht durchweg erfreuliche Wirtschaftsentwicklung, daß es keine Anzeichen gibt, lediglich Lagerhaltung für Fertigprodukte oder Verluste finanziert zu haben. Insgesamt ist beim Kreditgeschäft eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 6,4 % zu verzeichnen.

Die Ertragslage der Westfälischen-Lippischen Sparkassen ist nach wie vor zufriedenstellend. Das Betriebsergebnis reicht aus, um nach ordnungsgemäßer Feststellung der einzelnen Jahresabschlüsse unter Berücksichtigung der Ertragsteuern eine entsprechende Risikovorsorge treffen zu können. Das gilt auch für eine notwendige Unternehmensstärkung durch angemessene Rücklagenbildung. Die Eigenkapitalausstattung bleibt weiterhin befriedigend. Für das kreditwirtschaftliche Engagement bestand am Jahresende bei einem Solvabilitätskoeffizienten von 9,7 % ausreichender Spielraum. Die Eigenkapitalquote, also Verhältnis der Rücklagen zur Bilanzsumme, lag bei 4,2 % am Ende des Berichtszeitraums.

Az.: V/1-960-05