Mitteilungen - Schule, Kultur, Sport

StGB NRW-Mitteilung 624/2005 vom 23.08.2005

Sportministerkonferenz in Bremerhaven

Auf der 29. Sportministerkonferenz am 11./12. August in Bremerhaven standen mit dem Bericht über die Fusion von Deutschem Sportbund und Nationalem Olympischen Komitee, dem Thema Sport und Gesundheit, dem ersten deutschen Kinder- und Jugendsportbericht sowie dem Sachstand zur Vorbereitung der Fußball-WM auch Themen mit kommunal relevanten Bezug auf der Tagesordnung. Von besonderem kommunalem Interesse ist die Vorlage des ersten deutschen Kinder- und Jugendsportberichts. Dieser bietet erstmals einen umfassenden Überblick über den Kinder- und Jugendsport mit all seinen Teilaspekten. Obwohl 80 % der Kinder und Jugendlichen mindestens acht Jahre lang Mitglied von Sportvereinen sind, spielt der Kinder- und Jugendsport sowohl im zehnten wie im elften Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung keine Rolle und dies obwohl die Sportvereine die mit Abstand größte Kinder- und Jugendorganisation in Deutschland sind. Die Sportministerkonferenz hat dementsprechend die Sportreferentenkonferenz beauftragt, Beratungen mit den Gremien der Kultusministerkonferenz, der Jugendministerkonferenz, dem Deutschen Sportbund und den kommunalen Spitzenverbänden über die Schlussfolgerungen des Kinder- und Jugendsportberichts zu führen. Zu den Handlungsempfehlungen gehören unter anderem die Forderung nach einer kindbezogenen Stadtentwicklung, die Reaktivierung wohnnaher multifunktional nutzbarer Freiflächen sowie ein Umdenken in der Sportentwicklungsplanung. Darüber hinaus müsse der Zugang behinderter Jugendlicher zu Sportangeboten verbessert werden. Benachteiligt sind weiter Kinder Alleinerziehender, aus kinderreichen Familien und Migrantenkinder. Die Hauptgeschäftstelle beabsichtigt, über die Schlussfolgerungen des Berichts im zuständigen Fachausschuss zu beraten.

Im Einzelnen kommt der Kinder- und Jugendsportbericht zu dem Ergebnis, dass die These, die deutschen Kinder seien fett, faul und fernsehsüchtig, in dieser apodiktischen Form nicht der Realität entspricht, da im Einschulungsalter lediglich 7,5 % der Kinder fettsüchtig seien und der Anstieg von 1986 bis 2002 nur 1,8 % betrage. Auch ist Sport für Jugendliche bis etwa zum 16. Lebensjahr eine der wichtigsten Freizeitbeschäftigungen, für Kinder bis 12 Jahren sogar die wichtigste. Der Sportverein ist weiterhin unangefochten die Nummer Eins unter den Jugendorganisationen. Auf der anderen Seite ist zu beobachten, dass die körperliche und motorische Leistungsfähigkeit in den letzen 25 Jahren um 10 bis 15 % abgenommen habe, weil zum Beispiel der Straßenverkehr in den letzten 30 Jahren um 500 % angestiegen sei, für Kleinkinder Dreiviertel der ehemaligen Freiflächen verloren gegangen sei, gefahrloses Spielen und Bewegen im wohnnahen Raum nur selten möglich sei, Alltagsbewegungen täglich nur noch selten mit der notwendigen 60 %igen Belastungsintensität stattfinden und letztlich auch die Technologisierung dazu beigetragen habe, dass sich Kinder heute anders und weniger bewegen als in den letzten 25 Jahren. Hieraus folge, dass Kinder und Jugendliche heute körperlich und motorisch etwa 10 % weniger leistungsfähig als ihre Altersgenossen in den 70er Jahren seien. Haltungsschwächen (10,1 %) und Koordinationsstörungen (14 %) im Kleinkindalter würden die größten Zuwachsraten verzeichnen. Die These „Sport ist gesund“ ist nach den Feststellungen des Berichts nur teilweise zutreffend. Diese These gelte nur für die Kinder und Jugendlichen, die regelmäßig und intensiv acht bis neun Stunden Sport pro Woche betreiben. Eingerechnet sind hier zwei bis drei Stunden Schulsport. Diese Heranwachsenden weisen die besseren Schulleistungen auf, sind sozial integrierter, fühlen sich subjektiv gesünder als andere Gleichaltrige und können besser mit Stress- und Belastungssituationen umgehen. Die These, dass Sport integrierend wirke, treffe ebenfalls nur bedingt zu. Vielmehr sei ein deutlicher Unterschied zu beobachten zwischen den Möglichkeiten, die der Sport biete und der Wirklichkeit im organisierten Sport. Entscheidende Faktoren für die Teilhabe am organisierten Sport sind soziale Schichtung, Geschlecht und ethnische Zugehörigkeit. Insbesondere Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund finden kaum Zugang zum Sportverein, ein Thema, mit dem sich bereits der Fachausschuss unseres Verbandes befasst hat.

Zum Thema Sport und Gesundheit erörterte die Sportministerkonferenz den Sachstand zum Präventionsgesetz. Die Sportministerkonferenz appelliert an Bundesregierung und Bundesgesetzgeber, das Gesetzesvorhaben eines Präventionsgesetzes wieder aufzugreifen. Die Organisationsstrukturen zur Umsetzung dieses Gesetzes dürfen dabei nicht zu einer Steigerung des bürokratischen Aufwandes führen. Hier deckt sich die Beschlussfassung der SMK mit der des DStGB. Die Sportministerkonferenz erwartet, dass die gesetzliche Krankenversicherung ihren Verpflichtungen zur Prävention sowie für ergänzende Leistungen zur Rehabilitation auch weiterhin nachkommt und den vorgegebenen Finanzrahmen ausschöpft.

Im Rahmen der Beratungen über eine verbesserte Förderung des Leistungssports ist nach Auffassung der Sportministerkonferenz eine effektive Nachwuchsförderung im Bereich Schule und Verein sicherzustellen. Die Sportministerkonferenz bittet die Kultusministerkonferenz und die kommunalen Spitzenverbände, entsprechende verlässliche und wenn möglich einheitliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine bessere Zusammenarbeit zwischen leistungssportlich engagierten Sportvereinen und Schulen mit Ganztagsangeboten gewährleisten.

(Quelle: DStGB Aktuell 3305 vom 19.08.2005)

Az.: IV/2 380-1

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