Mitteilungen - Umwelt, Abfall, Abwasser

61 % der Verbraucher bevorzugen beim Milchkauf die Kartonverpackung, 17,8 % greifen zur Mehrwegflasche und nur 6,7 % entscheiden sich für den Schlauchbeutel. Der Schlauchbeutel wird für weniger umweltverträglich gehalten als die Mehrwegflasche. Das sind Ergebnisse einer Befragung von 5038 Haushalten im Auftrag des Umweltbundesamtes. Die Ökobilanz zu Getränkeverpackungen von 1995 indes zeigte: Der Schlauchbeutel ist mindestens ebenso umweltverträglich wie das Mehrwegsystem. Beide liegen vor der Kartonverpackung. Um die Kluft zwischen der geringeren ökologischen Akzeptanz des Schlauchbeutels und seinem tatsächlichen Umweltprofil zu schließen, empfiehlt das Umweltbundesamt eine gezielte Verbraucherinformation.

Die oben genannte schriftliche Befragung der Haushalte knüpft an die Ergebnisse der Ökobilanz zu Getränkeverpackungen an, die das Umweltbundesamt 1995 veröffentlichte. Der wertende Vergleich von Mehrwegflasche und Schlauchbeutel, bei dem die verschiedenen Umweltbelastungen gegeneinander abgewogen werden mußten, ergab eine ökologische "Patt-Situation": Das untersuchte Mehrwegszenario erwies sich dabei als vergleichsweise materialsparend und abfallvermeidend, das Schlauchbeutelszenario hingegen als relativ emissionsarm. Letzteres lag vor allem an einer besseren Ausnutzung der Kapazitäten beim Transport und einem geringeren Energiebedarf bei der Herstellung der Packstoffe.

Die Umfrage führte die Firma GfK Panel Services GmbH, Nürnberg, im Auftrag des Umweltbundesamtes durch. Wichtige Einzelergebnisse sind:

1. Auf die Frage "In welcher Verpackung kaufen Sie üblicherweise Frischmilch?" antworteten (Mehrfachnennungen möglich):

- 6,7 %: Schlauchbeutel (West 6,8, Ost 6,5 %)

- 61,0 %: Kartonverpackungen (West 58,9 %, Ost 71,3 %)

- 17,8 %: Mehrwegflaschen (West 19,1 %, Ost 12,8 %)

- 3,6 %:, daß sie die Milch offen kaufen (ohne Verpackung)

- 19,9 %:, daß sie keine Milch kaufen.

2. Der Schlauchbeutel wird in seiner Umweltverträglichkeit erheblich zu niedrig eingestuft. Die Käufer der jeweiligen Verpackungen beurteilen die Umweltverträglichkeit dabei unterschiedlich. Vor allem Käufer von Mehrwegflaschen halten Schlauchbeutel für wesentlich weniger umweltverträglich als die Flasche. Aber auch Käufer von Kartonverpackungen und selbst Schlauchbeutel-Käufer unterschätzen die Umweltverträglichkeit des Schlauchbeutels im Vergleich zur Mehrwegflasche.

3. Gefragt wurde schließlich nach der Bereitschaft, zukünftig verstärkt Schlauchbeutel zu kaufen, wenn diesen ein besseres Umweltprofil bescheinigt werden kann. Deutlich wurde, daß mehr Käufer von Kartonverpackungen als Käufer von Mehrwegflaschen auf den Schlauchbeutel "umsteigen" würden. Bei den Käufern von Kartonverpackungen könnten sich das 16,6 % "gut" und 31,4 % "möglicherweise" vorstellen (Mehrwegflaschen 13,0 % beziehungsweise 27,6 %). Mindestens 59 % der Befragten haben bislang überhaupt keine Erfahrungen mit dem Schlauchbeutel gesammelt.

Die Mehrwegflasche wurde in der umweltbezogenen Verbraucherberatung bisher eindeutig favorisiert. Auch wird das Umweltzeichen "Blauer Engel" für besonders umweltverträgliche Mehrwegsysteme vergeben. Die Ergebnisse der Befragung lassen einen beträchtlichen Informationsbedarf hinsichtlich der Umweltverträglichkeit von Schlauchbeuteln erkennen. Das Umweltbundesamt schlägt daher vor, bei der Verbraucherinformation und Umweltberatung nicht nur auf die ökologischen Vorteile von Mehrwegflaschen, sondern auch stärker auf die von Schlauchbeuteln aufmerksam zu machen. Insbesondere sollten diejenigen Personenkreise stärker angesprochen werden, die bisher nicht bereit waren, höhere Preise für Milch in Mehrwegflaschen zu bezahlen.

Die vollständige Auswertung, die auch Haushaltsgröße, regionaler Verteilung, Einkommen und Alter der Personen differenzierte Angaben erhält, kann beim Fachgebiet III 1.3 des Umweltbundesamtes, Postfach 33 00 22, 14191 Berlin, kostenlos angefordert werden.

Az.: IV/2 32-14