Mitteilungen - Finanzen und Kommunalwirtschaft

StGB NRW-Mitteilung 161/2022 vom 15.03.2022

H2-Bericht: Investitionen in eine kombinierte Strom- und Gasinfrastruktur günstiger

Die Wasserstoff-Projektgruppe „Ready4H2“ zeigt in ihrem aktuellen Bericht auf, welchen Mehrwert die europäischen Gasverteilnetze für die künftige Entwicklung eines europäischen Wasserstoffmarktes in Europa haben. Zwar bestehe Investitionsbedarf für die europäischen Gasverteilnetze. Dennoch würden die in die Gasnetze investierten Summen deutlich geringere Gesamtinvestitionen darstellen als die Investitionen, die bei einem forcierten ausschließlichen Ausbau der Strominfrastruktur entstehen würden. Zu einem anderen Ergebnis kommt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung e. V. (DIW) (siehe Mitteilung vom 15.03.2022).  

Laut der der Projektgruppe seien die Gasverteilnetze in ganz Europa für den zukünftigen Transport von Wasserstoff bestens geeignet und bieten laut dem Bericht einen flexiblen, kostengünstigen Weg hin zu einer klimaneutralen Energieversorgung. Nach den Berechnungen von „Ready4H2“ würden Investitionen in eine kombinierte Strom- und Gasinfrastruktur pro Jahr 41 Mrd. Euro weniger kosten als ausschließlich auf Elektrifizierung zu setzen. Aus Sicht der Kommunen haben die Gasnetze eine unverzichtbare Funktion, um die Klimaziele und insbesondere die Wärmewende mit (grünem) Wasserstoff versorgungssicher, zuverlässig und bezahlbar zu erreichen. Auch kommt Ihnen eine Schlüsselfunktion bei der Dekarbonisierung älterer Wohnquartiere zu.

Das Ready4H2-Projekt besteht aus 90 europäischen Gasversorgern aus 17 hauptsächlich europäischen Ländern sowie Unternehmen und Organisationen, die zusammenarbeiten, um den Aufbau eines starken Wasserstoffmarktes zu unterstützen und die Transformation der Gasverteilnetze zur führenden Verteilinfrastruktur für klimaneutralen Wasserstoff in Europa zu beschleunigen. Deutschland wird in Ready4H2 durch die Initiative H2vorOrt vertreten.

Die deutsche Vertretung H2vorOrt kommentiert den Bericht dahingehend, dass Investitionen in eine kombinierte Strom- und Gasinfrastruktur günstiger sind als in ein Szenario, das stark auf Elektrifizierung setzt. In einem „Dekarbonisierungsszenario“, das erhebliche Mengen an Wasserstoff und grünem Methan beinhaltet, könnte man so im Zeitraum von 2031 bis 2050 pro Jahr 41 Mrd. Euro einsparen.

Umstellung der Gasinfrastruktur auf H2 sichert wachsende variable Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ab

Ein zukünftiges Problem für das europäische Stromnetz ist die Abhängigkeit vom Wetter, da immer mehr erneuerbare Energiequellen wie Solar- und Windenergie an das Netz angeschlossen werden. Um eine kontinuierliche Energieversorgung während wolkenverhangener und windstiller Zeiten zu gewährleisten, werden schnell reagierende, langlebige Speicherkapazitäten in enormem Umfang benötigt. Angesichts der großen unterirdischen Speicher, die mit den in Zukunft Wasserstoff transportierenden Gasverteilnetzen verbunden sind, wird die Gasinfrastruktur entscheidend für eine sichere und zuverlässige Energieversorgung sein.

Laut Ready4H2 wird in den kommenden Jahrzehnten das europäische Energiesystem zunehmend auf nicht flexibel einsetzbaren Energiequellen basieren, wobei die Wind- und Solarkapazität voraussichtlich auf fast 1.000 GW ansteigen wird. Bestimmte Wetterbedingungen können zu einer anhaltenden Verringerung der Stromerzeugung aus Wind und Sonne führen. Dies geschieht im Durchschnitt mehrmals im Jahr für mehrere aufeinanderfolgende Tage – viel länger, als Batterien als Backup zur Verfügung stehen können. Um eine kontinuierliche Energieversorgung während dieser Zeiträume zu gewährleisten, werden Speicherkapazitäten in enormem Umfang benötigt, zu deren Bereitstellung die lokalen Gasinfrastrukturbetreiber beitragen können.

Nach Ansicht der deutschen Vertretung H2vorOrt bestehe zudem in Deutschland die Situation, dass ca. 75 Prozent der heutigen Primärenergie importiert würden und die Bundesrepublik auch in absehbarer Zukunft sich nicht energetisch selbst versorgen könne. Dieser Import würde in Zukunft vor allem Wasserstoff oder seine Folgeprodukte sein. Da Deutschland heute den Großteil der Energie nicht in Form von Elektronen, sondern in molekularer Form verbrauche, seien die Stromnetze auch darauf ausgelegt, dass weitere Verteilungsinfrastrukturen genutzt würden. Der Ausbaubedarf und die entsprechenden Kosten wären anderenfalls enorm und angesichts des kostengünstigeren Umbaus der Gasnetze auch unvertretbar. Zudem wäre es zeitlich nicht umsetzbar. Daher ist die Nutzung der Gasverteilnetze für klimaneutrale Gase wie Wasserstoff ein elementarer Baustein unserer zukünftigen Versorgungsinfrastruktur.

Anmerkung

Aus Sicht der Kommunen haben die Gasnetze eine unverzichtbare Funktion, um die Klimaziele und insbesondere die Wärmewende mit (grünem) Wasserstoff versorgungssicher, zuverlässig und bezahlbar zu erreichen. Auch ist eine leistungsfähige Gasinfrastruktur bei einem deutlich steigenden Anteil von erneuerbaren Energien für eine sichere Energieversorgung unerlässlich. Nicht zuletzt müssen im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung alle örtlichen Gegebenheiten berücksichtigt werden. Hier kann die  existierende Gasinfrastruktur dazu beitragen, die Kosten zu begrenzen. Grüner Wasserstoff wird insbesondere im Altbaubestand in Quartieren, die nicht mit Wärmepumpen ausgestattet werden können, ein wichtiges Hilfsmittel zur Dekarbonisierung darstellen. Für diese Anwendungsfälle werden grüne Gase und die dazugehörige Infrastruktur benötigt wie etwa die Netze bzw. die Umrüstung der Thermen; daher werden weitere technologieoffene Investitionshilfen erforderlich sein.

Eine vollständige Pressemitteilung des Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) zum Bericht ist zu finden unter: www.dvgw.de

Eine DStGB-Dokumentation, welche die Potenziale von Wasserstoff in den Kommunen aufzeigt, ist zu finden unter: www.dstgb.de

Az.: 28.6.9-001/002 we

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