Mitteilungen - Finanzen und Kommunalwirtschaft

Der Lehrstuhl für Energieverfahrenstechnik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) untersucht seit Oktober in einem Projekt, welches zusätzliches Potenzial Klärwerke als flexibler Strom- und Gasanbieter haben. Das dreijährige Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit ca. 400.000 Euro gefördert.

Das Projekt kann wichtige Erkenntnisse zur kommunalen Abwasserbehandlung sowie zur dezentralen Energiewende liefern. Denn die oft kritisierte kleinteilige Abwasserbehandlung in Deutschland bietet möglichweise eine Chance, die dezentrale Energiewende weiter voranzubringen.

Mit dem Projekt „Kläffizient“ wird das Potential von Klärwerken als sogenannte „Prosumer“, also als Produzenten und Konsumenten von Strom, Biomethan und Wärme am zunehmend dezentralisierten und flexibilisierten Energiemarkt simulativ wie auch experimentell erforscht.

Das Projekt untersucht laut den Forschern die Flexibilisierung von Klärwerken hin zu Akteuren an Energiemärkten. Herkömmliche Kläranlagen seien hauptsächlich zur Energiekostenminimierung ausgelegt. Über eine Klärgasveredelung ließe sich jedoch Biomethan in den Gasmarkt einspeisen. Hierbei könnten starke Synergien genutzt werden, wie beispielsweise die parallele Verwendung von Elektrolyseprodukten Wasserstoff als Eduktgas und Sauerstoff zur Belüftung der biologischen Stufe. Das Konzept der Klärgasveredelung eröffne einen weiten Flexibilisierungshorizont, bei dem verschiedene Betriebs- und Vermarktungsstrategien wirtschaftlich sinnvoll sein könnten. Deshalb solle mit einem systemdynamisch modellierten „digitalen Zwilling“ eine optimierte Betriebsweise für Klärwerke über variierende Energiepreisszenarien gefunden werden.

Ziel des Projekts sei die Erprobung der flexiblen Methanisierung von Klärgas in einem variierenden Energiemarkt. Neben simulativen Betrachtungen werden auch Demonstrationen der Methanisierung an einem Standort eines Klärwerks durchgeführt. So soll ein Beitrag zum Klimaschutz bei gleichzeitiger Kostenoptimierung von Klärwerken geleistet werden.

Das Projekt wird von Oktober 2020 bis Ende September 2023 gefördert und vom Projektträger Jülich sowie den Projektpartnern Stadtentwässerung und Umweltanalytik Nürnberg bzw. der eta Energieberatung GmbH unterstützt.

Anmerkung

Die effizientere Nutzung kommunaler Klärwerke ist ein wichtiger Bestandteil für den Energiemix der Energiewende und ist ausdrücklich zu begrüßen. Wie das vorliegende Projekt aktuell erforscht, kann neben der Abwassereinigung durchaus die Produktion von Wasserstoff bzw. die Nutzung von Wärme in Betracht kommen. Wasserstoff als Energieträger ist geeignet, genügend Strom in Phasen von Stromüberschüssen (oder negativen Residuallasten) aufzunehmen, zu speichern und in besagten Dunkelflauten zur Verstromung wieder abzugeben. Das Stromsystem kann damit stabil gehalten werden und notwendige regulierende Eingriffe auf ein Minimum reduziert werden.

Die kleinteilige deutsche Abwasserwirtschaft mit laut Bundesumweltministerium knapp 10.000 Abwasserbehandlungsanlagen könnte sich also als wichtiger Baustein für die sichere Energiewende erweisen. Jedoch wird die Bezahlbarkeit der Energie auch bei der Energiegewinnung aus Klärwerken vermutlich das Hauptproblem bleiben. Insofern sollte der Bund finanzielle Anreize für weitere Projekte schaffen. Auch wird es für die Versorgungssicherheit im Rahmen der Energiewende auf weitere Technologien ankommen, was zusätzliche Forschungsvorhaben voraussetzt.

Weitere Informationen erhalten Sie unter: https://www.euwid-energie.de/projekt-klaeffizient-simuliert-potenzial-von-klaerwerken-als-strom-und-gasanbieter/

Az.: 28.6.9-012/01 we