Mitteilungen - Finanzen und Kommunalwirtschaft

StGB NRW-Mitteilung 15/2015 vom 17.12.2014

Finanzierungsdefizit der Kommunen bundesweit 1. bis 3. Quartal 2014

Die Kern- und Extrahaushalte der Gemeinden und Gemeindeverbände in Deutschland (ohne Stadtstaaten) wiesen in den ersten drei Quartalen 2014 in der Abgrenzung der Finanzstatistik ein Defizit in Höhe von 2,6 Mrd. Euro aus. Das aktuelle Defizit überstieg somit das Defizit des ersten bis dritten Quartals 2013 um 1,5 Mrd. Euro. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, haben die Gemeinden und Gemeindeverbände mit 156,5 Mrd. Euro in den ersten drei Quartalen 2014 rund 5,7 Prozent oder 8,4 Mrd. Euro mehr ausgegeben als im Vorjahreszeitraum. Diesen Ausgaben standen Einnahmen in Höhe von 153,9 Mrd. Euro gegenüber, das waren 4,7 Prozent oder 6,9 Mrd. Euro mehr als im Vorjahr.

Der Anstieg auf der Ausgabenseite der Gemeinden und Gemeindeverbände wurde im ersten bis dritten Quartal 2014 durch die Entwicklung der Personalausgaben, der laufenden Sachaufwendungen, der sozialen Leistungen, aber auch der Investitionen vorangetrieben. Die Personalausgaben nahmen unter anderem in Folge der Ergebnisse der Tarifrunde im öffentlichen Dienst 2014 um 5,0 Prozent zu und beliefen sich auf 40,8 Mrd. Euro. Die Ausgaben für den laufenden Sachaufwand erhöhten sich um 5,8 Prozent auf 37,2 Mrd. Euro.

Im Berichtszeitraum haben die Gemeinden und Gemeindeverbände 37,1 Mrd. Euro für soziale Leistungen ausgegeben. Das waren 5,7 Prozent oder 2,0 Mrd. Euro mehr als im ersten bis dritten Quartal des Jahres 2013. Auf die Leistungen der Sozialhilfe nach SGB XII an natürliche Personen in und außerhalb von Einrichtungen entfiel mit 19,1 Mrd. Euro mehr als die Hälfte der kommunalen Ausgaben für soziale Leistungen im ersten bis dritten Vierteljahr 2014. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stiegen diese Ausgaben um 5,7 Prozent oder 1,0 Mrd. Euro. Noch kräftiger, nämlich um 6,7 Prozent auf 6,1 Mrd. Euro, erhöhten sich die Ausgaben für die Kinder- und Jugendhilfe nach SGB VIII in und außerhalb von Einrichtungen. Die Ausgaben für die Grundsicherung für Arbeitssuchende nach SGB II nahmen unterdurchschnittlich um 1,7 Prozent auf 9,0 Mrd. Euro zu. Bei den Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz gab es einen kräftigen Anstieg auf 1,1 Mrd. Euro, das waren 0,4 Mrd. Euro mehr als im ersten bis dritten Vierteljahr 2013.

Die Ausgaben für Sachinvestitionen im ersten bis dritten Vierteljahr 2014 stiegen besonders stark um 12,0 Prozent und beliefen sich auf 16,7 Mrd. Euro, darunter waren 12,8 Mrd. Euro für Baumaßnahmen. Rund 22 Prozent der Ausgaben für Baumaßnahmen wurden für den Straßenbau aufgewendet, weitere 15 Prozent entfielen auf den Schulbereich. Im Gegensatz dazu gingen die Zinsausgaben wegen der günstigen Finanzierungsbedingungen um 7,0 Prozent auf 2,8 Mrd. Euro zurück.

Die bedeutendsten Einnahmekategorien der Gemeinden waren im ersten bis dritten Vierteljahr 2014 die Steuern und die Schlüsselzuweisungen. Die Einnahmen aus Steuern stiegen im Vergleich zu den ersten drei Quartalen 2013 um 1,6 Mrd. Euro auf 53,8 Mrd. Euro. Mit 3,0 Prozent war die Zuwachsrate niedriger als in den ersten drei Quartalen 2013 (+ 3,9 Prozent). Die Entwicklung der Steuereinnahmen war jedoch sehr heterogen. So nahmen die Steuereinnahmen in Hessen um 12,9 Prozent zu, während sie in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz auf dem Niveau des Vorjahreszeitraumes verharrten.

Die wichtigste Steuerart war für die Gemeinden die Gewerbesteuer (netto, das heißt nach Abzug der Gewerbesteuerumlage an die Länder). Die Gemeinden haben im Berichtszeitraum aus dieser Steuer 26,4 Mrd. Euro eingenommen. Mit einem Zuwachs von 0,3 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum stagnierten die Gewerbesteuereinnahmen aber nahezu. Beim Gemeindeanteil an der Einkommensteuer ergab sich mit einem Plus von 8,0 Prozent auf 15,6 Mrd. Euro ein deutlicher Zuwachs. Darüber hinaus erhielten die Gemeinden und Gemeindeverbände im Berichtszeitraum 24,4 Mrd. Euro an Schlüsselzuweisungen von den Ländern, das waren 7,7 Prozent oder 1,7 Mrd. Euro mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Zuweisungen der Länder für Investitionen stiegen um 6,6 Prozent auf 4,6 Mrd. Euro.

Die Ergebnisse umfassen die Finanzdaten der kommunalen Kernhaushalte und ihrer Extrahaushalte. Mit dem Berichtsjahr 2014 wurde der Berichtskreis um diejenigen kommunalen Zweckverbände und anderen Einheiten der kommunalen Zusammenarbeit erweitert, die im Sinne des Europäischen Systems Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen dem Sektor Staat zuzurechnen sind (Extrahaushalte). Für den Vorjahresvergleich wurden für die im Jahr 2014 neu einbezogenen Einheiten die Angaben des Vergleichszeitraums 2013 geschätzt.

Vierteljährliche Kassenergebnisse
Ausgewählte Eckwerte der Gemeinden/Gemeindeverbände
Kern- und Extrahaushalte

Einnahme-/Ausgabeart

Deutschland 1)

1.—3. Quartal 2013 2)
Mio. Euro

1.—3. Quartal 2014
Mio. Euro

Veränderung
in %

Bereinigte Einnahmen

146.983,1

153.931,6

4,7

darunter:

Steuern (netto)

52.187,3

53.757,2

3,0

darunter:

Gewerbesteuer (netto)

26.361,1

26.439,1

0,3

Schlüsselzuweisungen

22.700,3

24.448,3

7,7

Verwaltungs- und Benutzungsgebühren

17.097,7

17.741,6

3,8

Zuweisungen für Investitionen vom Land

4.346,7

4.634,9

6,6

Bereinigte Ausgaben

148.098,7

156.545,1

5,7

darunter:

Personalausgaben

38.840,8

40.774,6

5,0

Laufender Sachaufwand

35.164,3

37.206,8

5,8

Soziale Leistungen

35.068,0

37.068,5

5,7

Zinsausgaben

2.977,5

2.768,5

— 7,0

Sachinvestitionen

14.938,8

16.733,1

12,0

darunter:

Baumaßnahmen

11.408,1

12.758,2

11,8

Finanzierungssaldo 3)

— 1.115,5

— 2.613,5

1) Ohne Stadtstaaten.
2) Extrahaushalte teilweise geschätzt.
3) Einschließlich Saldo der haushaltstechnischen Verrechnungen.
- = nichts vorhanden

[Quelle: Destatis, PM 459/1]

Az.: IV/1 912-01

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