Mitteilungen - Umwelt, Abfall, Abwasser

StGB NRW-Mitteilung 322/2020 vom 27.04.2020

Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2019

Noch nie seit Beginn der Waldzustandserhebung im Jahr 1984 war der Anteil der Bäume ohne Kronenverlichtung in Deutschland so gering wie im vorigen Kalenderjahr. Der Anteil mit deutlichen Kronenverlichtungen war mit 36 Prozent besonders hoch. Der Kronenzustand hat sich 2019 gegenüber dem Vorjahr bei allen Baumarten weiter verschlechtert. Verstärkt wurde ein Absterben von Bäumen beobachtet.

Das hat die Waldzustandserhebung 2019 gezeigt, deren Ergebnisse jetzt in einer Broschüre des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) veröffentlicht wurden. Wie das Thünen-Institut (TI) als Koordinator der Erhebung hierzu mitteilte, haben die letzten beiden Jahre 2018 und 2019 gezeigt, dass der Klimawandel endgültig und für alle sichtbar im deutschen Wald angekommen ist. Die anhaltende Dürre in den Vegetationszeiten hat verbreitet zum vorzeitigen Abfallen der Blätter geführt. Bei der Fichte begünstigte sie die weitere Massenvermehrung von Borkenkäfern.

Dass diese Entwicklung nicht plötzlich kam, sondern sich schon seit Jahren abzeichnete, konnten die Auswertungen der Bodenzustandserhebung im Wald zeigen. „Die Perioden mit Trockenstress haben in den letzten fünf Jahren deutlich zugenommen. Dies zeigen Modellierungen des Bodenwasserhaushalts an den Punkten der Bodenzustandserhebung“, so Dr. Nicole Wellbrock vom TI für Waldökosyteme in Eberswalde, die sowohl die Bodenzustandserhebung im Wald als auch die jährliche Waldzustandserhebung koordiniert.

Die mittlere Kronenverlichtung der Laubbäume nehme bereits seit Jahren zu, vor allem bedingt durch den schlechten Zustand der Eichen. In den beiden letzten Jahren zeige sich aber auch bei Buchen ein sprunghafter Anstieg der Kronenverlichtung auf 47 Prozent, ohne dass ein so genanntes Mastjahr vorlag. In vergleichbar schlechten früheren Jahren habe die vermehrte Fruchtbildung zu höheren Werten bei der Kronenverlichtung geführt.

Sorgenkind Fichte

Anders als bisher steige auch bei Nadelbäumen die Kronenverlichtung seit 2018 deutlich an. Insbesondere der Zustand der Fichten sei besorgniserregend: Nur 28 Prozent der untersuchten Bäume seien ohne Verlichtung, 36 Prozent zeigten eine deutliche Verlichtung. Das seien mit die schlechtesten Werte seit Beginn der Erhebungen vor 35 Jahren.

Fichten zeigten eine deutliche Reaktion auf Wassermangel im Boden. Im Jahr 2019 starben erstmals flächenhaft Bestände ab. Der Borkenkäfer habe die vorgeschädigten Fichtenbestände besonders stark befallen. Der Anteil von Kiefern mit deutlicher Kronenverlichtung habe sogar um 11 Prozentpunkte auf 26 Prozent zugelegt. Aber auch die Buche, die bisher weniger auffällig war, sei von Hitze- und Trockenstress gezeichnet.

Besorgt zeigen sich die Forscher, dass neben der Kronenverlichtung sich 2019 auch die Mortalitätsrate bei Laub- und bei Nadelbäumen drastisch erhöht habe. Sie sei 2019 mehr als doppelt so hoch wie in den Vorjahren. 180.000 Hektar Wald seien bereits abgestorben.

Waldwissenschaftlerin Nicole Wellbrock rechnet auch für das Jahr 2020 mit keiner Besserung, denn: „Schädigungen offenbaren sich meist erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung.“ Erschwerend komme hinzu, dass die Populationen der Schadinsekten durch den milden Winter 2019/20 und die im Wald verbliebenen Schadholzmengen wohl auf hohem Niveau blieben. Was helfen kann? „Konsequenter Klimaschutz, die Minderung von Stickstoffeinträgen aus Verkehr, Industrie und Landwirtschaft und begleitend ein nachhaltiger Waldumbau“, so die Thünen-Expertin.

Übersicht über den Zustand der häufigsten Baumarten:

Fichte (Picea abies):
deutliche Verlichtung = 36 % (2018 = 30 %), ohne Verlichtung = 28 % (2018 = 30 %).

Kiefer (Pinus sylvestris):
deutliche Verlichtung = 26 % (2018 = 15 %), ohne Verlichtung = 18 % (2018 = 31 %).

Buche (Fagus sylvatica):
deutliche Verlichtung =47 % (2018 = 39 %), ohne Verlichtung = 16 % (2018 = 19 %).

Eichen (Quercus petraea und Q. robur):
deutliche Verlichtung = 50 % (2018 = 42%), ohne Verlichtung = 17 % (2018 = 20 %).

Weitere Informationen

Methode der Waldzustandserhebung: www.thuenen.de

Die Broschüre „Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2019“ kann auf der Internetseite des Bundeslandwirtschaftsministeriums bestellt werden: www.bmel.de

Anmerkung aus kommunaler Sicht

Angesichts der massiven Waldschäden seit 2018 infolge des Klimawandels und der wirtschaftlichen Herausforderungen für den Waldbesitz fordern die kommunalen Spitzenverbände eine Honorierung von Ökosystemdienstleistungen der Wälder und hier insbesondere der Klimaschutzleistungen. Diese Forderung werden von weiteren Forstwirtschafts-, Naturschutz-, Jagd- und Verbänden des Erholungs- und Gesundheitssektors unterstützt und wurden ebenfalls an Bund und Länder herangetragen.

Finanzierungsmöglichkeiten für Klimaschutzmaßnahmen im Wald ergeben sich aus dem Sondervermögen „Energie- und Klimafonds“ des Bundes, für den aufgrund der einzuführenden CO2-Bepreisung mit erheblichen finanziellen Einnahmen gerechnet wird und der grundsätzlich auch Ausgaben für den Sektor Landwirtschaft/Wald vorsieht.

Az.: 26.1-006/003 gr

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