Mitteilungen - Schule, Kultur, Sport

StGB NRW-Mitteilung 708/2004 vom 23.09.2004

Diskussion über Schulsystem nach OECD-Bildungsbericht

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) stellt Deutschland ein schlechtes „Bildungszeugnis“ aus. Deutschland investiert nach Aussagen dieser Studie immer noch zu wenig Geld in den Bildungsbereich. Der Reformbedarf bestehe insbesondere an Grundschulen und Kindergärten. Erste Erfolge gäbe es im Hochschul-Bereich. Die OECD-Mitgliedsstaaten wendeten im Jahr 2001 durchschnittlich 5,6 % ihres Bruttoinlandproduktes für ihre Bildungssysteme auf. Deutschland liegt mit 5,3 % unterhalb dieses Mittels. Dabei variieren die Ausgaben nach Bildungsbereichen enorm. Weit unterdurchschnittlich sind in Deutschland die Ausgaben für den Primär- und Sekundärbereich. Die OECD-Studie hat unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Die Präsidentin der Kulturministerkonferenz (KMK), Doris Ahnen, wies die Kritik am deutschen Bildungssystem zurück. In keinem Land sei nach der Pisa-Studie so intensiv über Bildung diskutiert worden, wie in Deutschland. Der niedersächsische Kultusminister und die nordrhein-westfälische Kultusministerin warfen der OECD vor, mit alten Zahlen zu operieren.

Im Einzelnen wird im OECD-Bildungsvergleich folgendes festgehalten:

„- In Deutschland steht dem steigenden Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften ein deutlicher Rückgang der jungen Bevölkerung gegenüber. Allein um den jetzigen, im OECD-Vergleich niedrigen, Bestand an Absolventen im Tertiärbereich zu sichern, müsste die tertiäre akademische und berufliche Bildungsbeteiligung in den nächsten Jahren im weit stärkeren Maße wachsen als dies in den letzten Jahren der Fall gewesen ist. Deutliche Steigerungen setzen aber auch eine flexiblere Reglung des Studienzuganges voraus.

- Mittlerweile ist jeder 10. Studierende in Deutschland ein Ausländer. Ihr Anteil stieg von 1998 bis 2002 um ein Fünftel von 8 auf 10 %.

- Die Gestaltungsfreiräume der Schule in wichtigen Bildungsbereichen sind deutlich stärker beschränkt als in den meisten OECD-Staaten, insbesondere in den Bereichen Personalmanagement, Planung und Strukturen, sowie Ressourcenverwaltung.

- Im Verhältnis zum BIP bleiben Investitionen in Bildungsinstitutionen in Deutschland hinter dem OECD-Mittel zurück. Das Gleiche gilt für den Anteil in Bildung investierter öffentlicher Ausgaben.

- Unterdurchschnittliche Ausgaben pro Primar- und Sekundar-I-Schüler, verbunden mit deutlich überdurchschnittlichen Lehrergehältern werden in Deutschland durch ungünstige Schüler/Lehrer-Relationen und deutlich weniger Unterrichtszeit in den ersten Schuljahren sowie vergleichsweise geringere Ausgaben für Sachaufwendungen kompensiert.

- Die jährliche vorgesehene Unterrichtszeit für einen sieben- bis achtjährigen Schüler liegt in Deutschland bei 626 Stunden, und damit jetzt um mehr als 160 Stunden unter dem OECD-Mittel von 788 Stunden. Diese Diskrepanz wird in späteren Schuljahren geringer, es bleibt aber auch bei Schülern im Alter von 15 Jahren noch eine Differenz von jährlich 66 Zeitstunden. Vor diesem Hintergrund, aber auch im Hinblick auf die im PISA-Vergleich unterdurchschnittlichen Schülerleistungen und die besonders starke Koppelung von sozialem Hintergrund und Bildungsleistungen kann die zunehmende Förderung von Ganztagsschulen als wichtiger Schritt gewertet werden, bessere Lern- und Arbeitsbedingungen für Schüler zu sichern.

- Im OECD Raum verzeichneten die öffentlichen und privaten Ausgaben für Bildungseinrichtungen im Zeitraum 1995 bis 2001 eine Nettosteigerung um 21 % unterhalb des Tertiärsektor und um 30 % im Tertiärsektor. In Deutschland lagen die Steigerungsraten mit sechs und sieben Prozent allerdings deutlich darunter.

- Im Kindergarten ist der durch private Gebühren finanzierte Anteil der Ausgaben doppelt so hoch wie im OECD-Mittel, im Tertiärbereich machen Studiengebühren und andere private Aufwendung dagegen weniger als die Hälfte des entsprechenden Anteils im OECD-Mittel aus. Diese Relationen sind bildungsökonomisch nicht zu erklären.“

(Quelle: DStGB Aktuell vom 17. September 2004)

Az.: IV/2 200-3/2

ICON/icon_verband ICON/icon_staedtebau ICON/icon_recht ICON/icon_finanzen ICON/icon_kultur ICON/icon_datenverarbeitung ICON/icon_gesundheit ICON/icon_verkehr ICON/icon_bau ICON/icon_umwelt icon-gemeindeverzeichnis icon-languarge icon-link-arrow icon-login icon-mail icon-plus icon-search