Mitteilungen - Wirtschaft und Verkehr

StGB NRW-Mitteilung 482/2002 vom 05.08.2002

Bleiwäscher Resolution zu örtlichen Dienstleistungseinrichtungen

Die Diskussion um Postagenturen u.a. örtliche Dienstleistungseinrichtungen in strukturschwachen Räumen wurde jetzt vom sog. "Bleiwäscher Kreis" mit der nachfolgend abgedruckten Resolution aufgenommen. Im "Bleiwäscher Kreis" kommen seit 1978 jährlich Wissenschaftler, Planer, Politiker und Dorfbewohner zu interdisziplinären Dorfsymposien zusammen. Die aktuelle Resolution von Bleiwäscher hat die Überschrift "Der neue Dorfmarkt: Bürgerbüro, Bügerladen, KOMM-IN". Sie hat zusammengefaßt folgenden Inhalt:

  1. Verlusterfahrungen im ländlichen Raum
  2. In den vergangenen 50 Jahren haben gerade mittlere und kleine Dörfer drastisch an Vielfalt verloren (Infrastruktur- und Arbeitsplatzverluste). Insbesondere in stadtfernen Gebieten fehlt es bisweilen gänzlich an Gewerbe, Nahverkehrs-, Versorgungs- und Dienstleistungseinrichtungen (periphere Räume). Allein ländliche Kleinzentren verzeichnen relative Infrastrukturgewinne.

  3. Neue Kreativität
  4. Diese Verlusterfahrungen reizen im Ort zu neuer Kreativität "von unten". Es entstehen Initiativen für neue Lebensvielfalt im ländlichen Raum: z.B. vom Kinderladen bis zum Kulturlandschaftsschutz, vom Rufbus bis zum Laden auf Rädern. In Analysen werden die traditionellen Stärken des einzelnen Ortes und die besonderen Bedürfnisse der Menschen ermittelt. Hieran anknüpfend läßt sich über Einzelmaßnahmen hinaus ein neues Zentrum im Dorf schaffen. Zahlreiche in der Praxis erprobte Beispiele (z.B. Direktvermarktung) aus Österreich und etliche deutsche Modellbeispiele wie KOMM-IN (Baden-Württemberg), kommunale Bürgerbüros als integrierte Dienstleistungszentren (Sachsen-Anhalt, Sachsen) oder Markttreffs (Schleswig-Holstein) zeigen die Chance, eine Vielfalt von Angeboten im neuen Dorfmarkt gebündelt wieder in den Ort zu holen.

  5. Dem individuellen Ort entsprechende wohnungsnahe Grundversorgung
  6. Der neue Dorfmarkt verbindet die Vorteile der Zentralisierung mit denjenigen der Dezentralisierung. Der neue Dorfmarkt bietet im Paket Versorgungs- und Dienstleistungsangebote an, die sich einzeln nicht mehr rechnen (z.B. Gasthaus, Verwaltungsnebenstelle, Postagentur, Bankfiliale, Einzelhandel, Toto-Lotto-Annahme, Ticket-Center, Cafe/Bistro). So können alle wichtigen Versorgungs- und Dienstleistungsbedürfnisse am Ort erledigt werden. Der neue Dorfmarkt wird auf diese Weise Kommunikationsstätte für die Menschen. Vom Mini-Supermarkt bis zum Erfinderzentrum können sich bedarfsgerecht weitere Einrichtungen anschließen.

  7. Der neue Dorfmarkt als Vorbild

Die einschlägigen Institutionen für den ländlichen Raum sollten breit über die positiven Beispiele neuer Dorfmärkte informieren. Zugleich müssen die Fördermaßnahmen für den ländlichen Raum so ausgerichtet werden, um in vielen kleinen Orten Anreize zur Schaffung neuer Dorfmärkte zu liefern.

Letztlich können solche neuen Dorfmärkte der Verödung peripherer Räume vorbeugen, Vorbilder für das Entstehen neuer Infrastruktur auch in städtischen Wohngebieten werden und eine generelle Neuorientierung in den Kommunen auslösen.

Az.: III/1 480-05

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