Mitteilungen - Umwelt, Abfall, Abwasser

StGB NRW-Mitteilung 654/2012 vom 16.11.2012

Auszeichnungen im Wettbewerb „Kommunaler Klimaschutz 2012“

Zehn Kommunen haben sich mit ihren vorbildlichen Projekten im bundesweiten Wettbewerb „Kommunaler Klimaschutz 2012“ gegen insgesamt 163 Bewerber durchgesetzt. Initiatoren des seit 2009 jährlich mit Unterstützung des Deutschen Städte- und Gemeindebundes ausgelobten Wettbewerbs sind das Bundesumweltministerium und das Service- und Kompetenzzentrum: Kommunaler Klimaschutz beim Deutschen Institut für Urbanistik (Difu).

Die Gewinner und ihre Projekte wurden am 07. November 2012 im Rahmen der 5. Kommunalkonferenz „Mit der Energiewende kommunale Zukunft gestalten“ in Berlin bekannt gegeben und erhielten für ihr besonders vorbildliches Engagement im Klimaschutz ein Preisgeld von insgesamt 240 000 Euro. Um dieses weiter voranzutreiben, ist das Preisgeld wieder in Klimaschutzprojekte zu investieren. Im Folgenden sind auszugsweise die Ergebnisse des Wettbewerbs wiedergegeben:

Kategorie 1: „Klimaschutz in kommunalen Liegenschaften“

Vorbildliche technische, bauliche und/oder verwaltungsorganisatorische Maßnahmen für den Klimaschutz in kommunalen Liegenschaften z. B. bei der Nutzung erneuerbarer Energie, der Energieeffizienz, beim kommunalen Energiemanagement oder bei der klimafreundlichen Beschaffung.

Stadt Freilassing (Bayern): „Sanierung der Mittelschule Freilassing auf Passivhausniveau“

Mit der energetischen Sanierung der Mittelschule St. Rupert hat die Stadt Freilassing die Mindestkriterien des Passivhausstandards zum Teil deutlich übertroffen. Das Gebäude wurde mit neuer Gebäudehülle, neuem Innenausbau und neuen haustechnischen Anlagen versehen, was nicht nur für ein optimales Lernumfeld sorgt, sondern auch den jährlichen Heizwärmebedarf deutlich senkt. 

Heizenergiebedarf um mehr als 90 Prozent gesenkt

Seit der Sanierung zum Passivhaus konnte der Energiebedarf des zu Beginn der 1970er Jahre errichteten Gebäudes der Mittelschule St. Rupert in Freilassing um mehr als 90 Prozent gesenkt werden. Damit werden jedes Jahr nicht nur die vormals hohen Heizkosten, sondern auch über 170 Tonnen CO2 eingespart. Der Heizwärmebedarf des Gebäudes liegt nun bei 13 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr. Dies entspricht etwa 1,3 Litern Heizöl. Das ist zehnmal weniger als durchschnittlich an deutschen Schulen verbraucht wird.

Kreis Steinfurt (Nordrhein-Westfalen): „Sanierung der Technischen Schule Steinfurt“

Mit der integralen Sanierung seiner Technischen Schule inklusive Sporthalle konnte der Kreis Steinfurt die Energieeffizienz im gesamten Gebäudekomplex mehr als verdoppeln. Das ausgefeilte Energiekonzept überzeugt durch seine klimaschonende sowie nutzergerechte Ausrichtung. Besonders innovativ: eine speziell entwickelte „Klimawand“, die für Lüftung, Beheizung und Kühlung sorgt.

Effizient und regenerativ: CO2-Ausstoß um 84 Prozent gesenkt

Die Sanierung erfolgte von 2009 bis 2011 durch die Gebäudewirtschaft des Kreises mit Unterstützung der Fachhochschule Münster und eines lokalen Planungsbüros. Durch die erzielten Effizienzsteigerungen wurde auch der Anteil regenerativer Energien im gesamten Nahwärmenetz, an das neben der Schule weitere städtische Gebäude angeschlossen sind, von 53 auf 75 Prozent erhöht. Der Wärmebedarf von Schule und Sporthalle sank um 58 Prozent, der CO2-Ausstoß sogar um 84 Prozent. Insgesamt werden jährlich etwa 300 Tonnen Kohlenstoffdioxid eingespart. Der Heizenergieverbrauchskennwert liegt jetzt bei einem Wert von 24 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr. Durchschnittlich benötigen Schulen in Deutschland etwa fünfmal so viel Heizwärme. Die innovativen Ideen und Lösungsansätze wurden im Rahmen der Sanierung nicht nur entwickelt und umgesetzt, sondern auch einem breiten Fachpublikum präsentiert.

Stadt Aachen (Nordrhein-Westfalen): „E-View: Der Energieanzeiger in Aachen“

Mit dem von der Stadt Aachen entwickelten internetbasierten Energiecontrolling können etwa zehn Prozent des Energie- und Wasserverbrauchs in den städtischen Liegenschaften eingespart werden. Damit lohnt sich die Maßnahme sowohl für die Stadtkasse als auch für den Klimaschutz. Besonders innovativ: Gebäudenutzer sowie interessierte Öffentlichkeit können über das E-View-Portal auf die grafisch aufbereiteten Daten zugreifen und für ihr Nutzerverhalten sensibilisiert werden.

Vermeidung von 1 800 Tonnen CO2 pro Jahr

Mit der Überwachung und Visualisierung des Energie- und Wasserverbrauchs von Schulen, Kindergärten und anderen kommunalen Gebäuden durch das Online-Tool E-View verringert die Stadt Aachen seit 2007 ihren CO2-Ausstoß um 1.800 Tonnen im Jahr. Mehr als 1 000 Zähler in 196 Objekten leiten die Daten über Energie- und Wasserverbräuche sowie Innen- und Außentemperaturen an eine zentrale Datenbank weiter. E-View zeichnet sieben Tage die Woche und 24 Stunden am Tag alle Verbrauchsmengen auf und macht diese für jeden Tagesverlauf sichtbar. Seit der Freischaltung des Internetportals 2011 haben Gebäudemanager, Nutzer und die interessierte Öffentlichkeit freien Zugriff auf die grafisch aufbereiteten Daten ihrer städtischen Gebäude.

Sonderpreis „Green IT“ in Kategorie 1 „Klimaschutz in kommunalen Liegenschaften“

Stadt Köln (Nordrhein-Westfalen): „Energieeffizienter Umbau des Rechenzentrums Köln-Chorweiler“

Die Stadt Köln hat ihr in den 1980er Jahren erbautes Rechenzentrum von 2010 bis 2012 nach modernsten Kriterien umgebaut und dabei den Einsatz erneuerbarer Energien, Energieeffizienz sowie umfassende Energiesparmaßnahmen auf hohem Niveau miteinander verzahnt. Neben einer effizienten Stromversorgung entwickelte die Stadt ein ausgeklügeltes Klimatisierungskonzept und baute eine intelligente Steuerung der technischen Gebäudeausstattung ein. Um Synergieeffekte zu nutzen, betreibt die Stadt das Rechenzentrum gemeinsam mit dem Landschaftsverband Rheinland.

Umfassendes Energiekonzept für Rechenzentrum

Das Gebäude wurde auf eine effiziente Strom- und Notstromversorgung mit dieseldynamischen (kinetischen), unterbrechungsfreien Stromversorgungen (USV) umgerüstet. Durch die Zusammenlegung des eigenen Rechenzentrums mit dem von LVR-InfoKom, dem IT-Dienstleister des Landschaftsverbands Rheinland, nutzt die Stadt Skaleneffekte und vermeidet Doppelstrukturen. Insgesamt lassen sich mit diesen Maßnahmen 250 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr einsparen.

Landkreis Vorpommern-Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern): „Geothermale Klimatisierung des Rechenzentrums“

Der Landkreis Vorpommern-Greifswald hat für die Servertechnik der Kreisverwaltung eine vorbildliche Kühlungstechnik entwickelt, die sehr gut auch auf andere Rechenzentren übertragbar ist: Der Serverraum wird mittels oberflächennaher Geothermie über Erdwärmesonden gekühlt. Der Landkreis erreicht auf diese Weise eine jährliche Stromersparnis von 80 Prozent im Vergleich zur klassischen Kompressionskühlung. Darüber hinaus regeneriert sich das Erdreich über freie Kühlung im Winter.

Vorbildliche „passive“ IT-Kühlung durch regenerative Energie

Die geothermische Kühlung des Serverraums nutzt im Gegensatz zu den konventionellen luftgekühlten Aggregaten die jahreszeitlich unabhängige, nahezu stabile Temperatur der oberflächennahen geologischen Schichten. Innovativ ist die thermische Regeneration des Erdreiches: Da bei der geothermischen EDV-Kühlung kontinuierlich Wärme in das Erdreich abgegeben wird, nimmt die Untergrundtemperatur langsam zu. Um diesem Effekt entgegenzuwirken, hat der Landkreis einen Rückkühler, einen sogenannten FreeCooler, installiert. Dieser versorgt in den kalten Wintermonaten die Kühlgeräte mit außenluftgekühltem Kaltwasser und entlastet somit das Erdsondenfeld.

Kategorie 2: „Kommunale Kooperationsstrategien“

Übertragbare Strategien zur Umsetzung des kommunalen Klimaschutzes, durch die z. B. besonders tragfähige Modelle zur Kooperation mit anderen Kommunen, kommunalen Unternehmen und/oder mit der Privatwirtschaft, Handwerksbetrieben, Einzelhandel, Verbänden, Bürgerinitiativen etc. realisiert werden konnten. 

Landkreis St. Wendel (Saarland): „Null-Emissions-Landkreis St. Wendel“ 

Um sein Ziel, bis zum Jahr 2050 bilanzieller Null-Emissions-Landkreis zu werden, zu erreichen, hat der Landkreis St. Wendel ein umfassendes Kooperationsnetzwerk aufgebaut. Die Lenkungsgruppe „Klimaschutz“, der Verein „Zukunfts-Energie-Netzwerk St. Wendeler Land“ und die „Energie-Projekt-Gesellschaft St. Wendeler Land“ vernetzen alle wichtigen Akteure aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft und schaffen so ideale Voraussetzungen, um Klimaschutzprojekte zu realisieren. 

Gemeinsames Leitbild für den Klimaschutz

Seit dem Zusammenschluss im Jahr 2011 wurde gemeinsam das Leitbild „Null-Emission durch ländlichen Energiemix“ erarbeitet und anschließend einstimmig in allen politischen Gremien des Landkreises beschlossen. Hauptanliegen des Landkreises ist es, den Klimaschutz, die regionale Wertschöpfung sowie die regionale Identität zu stärken.

Region Achental (Bayern): „Bioenergie und Klimaschutz im Achental“

Um das ambitionierte Ziel der Energieautarkie bis 2020 zu erreichen, haben die neun Achental-Gemeinden Bergen, Grabenstätt, Grassau, Marquartstein, Reit im Winkl, Schleching, Staudach-Egerndach, Übersee und Unterwössen 1999 gemeinsam den Verein „Ökomodell Achental“ gegründet. Durch diese Kooperation konnten bereits zahlreiche Klimaschutzprojekte und -maßnahmen aus der Region und für die Region umgesetzt werden.

Kategorie 3: „Kommunaler Klimaschutz zum Mitmachen“

Erfolgreich umgesetzte Aktionen zur Beteiligung und Mitwirkung der Bevölkerung bei der Realisierung von Klimaschutzmaßnahmen.

Stadt Offenbach am Main (Hessen): „Haus-zu-Haus Beratung Offenbach“

Im Rahmen der Kampagne „Haus-zu-Haus Beratung“ bietet die Stadt Offenbach eine kostenlose, umfassende Beratung zur energetischen Sanierung von Ein- und Zweifamilienhäusern in einzelnen Stadtteilen Offenbachs an. Das Projekt zeichnet sich durch ein gut durchdachtes und strukturiertes Konzept aus, das den Bürgerinnen und Bürgern Impulse für eine energetische Sanierung der eigenen vier Wände gibt.

Gemeinde Oberreichenbach (Baden-Württemberg): „Elektro-Bürgerauto Oberreichenbach“

Mit ihrem Projekt „Elektro-Bürgerauto Oberreichenbach“ bietet die Gemeinde eine durchdachte und klimafreundliche Ergänzung zum öffentlichen Personennahverkehr im ländlichen Raum. Sowohl die ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer als auch die Nutzer werden für Elektromobilität sensibilisiert und profitieren gleichzeitig von der verbesserten Mobilität. Konsequenterweise ist das Rathaus, an dem das Bürgerauto aufgeladen wird, mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet.

Landeshauptstadt Wiesbaden (Hessen): „CO2-Marathon Wiesbaden“

Mit der Online-Aktion „CO2-Marathon Wiesbaden“ ruft die Landeshauptstadt Wiesbaden ihre Bürgerinnen und Bürger auf, sich „per Mausklick“ zu alltagstauglichen Klimaschutzmaßnahmen zu verpflichten. Ziel ist es, auf diese Weise insgesamt 100 Tonnen CO2 einzusparen. Durch die internetbasierte Aktion ist es der Landeshauptstadt gelungen, sowohl Jugendliche als auch Erwachsene für den Klimaschutz zu sensibilisieren.

Weitere Informationen im Internet unter: http://www.klimaschutz-in-kommunen.de/

Az.: II

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