Mitteilungen - Bauen und Vergabe

StGB NRW-Mitteilung 280/2023 vom 06.04.2023

Mehrfamilienhäuser und Wärmewende

In einer Studie des Öko-Instituts zu Mehrfamilienhäusern wird die soziale Dimension der Wärmewende beleuchtet. Die aktuelle Energiekrise belastet Haushalte in Mehrfamilienhäusern, und vor allem einkommensschwache Haushalte. Die Verteilungswirkung der Entlastungspakete des letzten Jahres und der Energiepreisbremsen wird kritisiert und es werden Direktzahlungen als mögliche alternative Maßnahme angeführt. Die Studie fand im Auftrag der Rosa-Luxemburg-Stiftung statt.

Die Studie „Mehrfamilienhäuser: Der blinde Fleck der Wärmewende“, herausgegeben vom Öko-Institut e.V., befasst sich mit der Wohnsituation, den Wärmeenergiekosten und der daraus resultierenden Belastung von Haushalten in Mehrfamilienhäusern. Mehr als 50 Prozent der Menschen in Deutschland, rund 41 Mio. Haushalte, wohnen in Mehrfamilienhäusern; davon wohnen über 80 Prozent zur Miete. Diese Haushalte sind in Entscheidungen über Investitionen in energetische Sanierung der Gebäude von ihren Vermieterinnen und Vermietern oder der Wohnungseigentümergemeinschaft abhängig. Außerdem leben über 80 Prozent der Haushalte im unteren Einkommenszehntel in Mehrfamilienhäusern und sind besonders von den steigenden Energiekosten belastet. Zwar verbrauchen Haushalte mit geringem Einkommen weniger Energie, weil sie in der Regel eine kleinere Fläche bewohnen, aber infolge der gestiegenen Energiepreise geben arme Haushalte nun anteilig an ihrem Einkommen mehr für Energie aus als reichere Haushalte. So geben, laut Öko-Institut, die 10 Prozent ärmsten Haushalte im Schnitt 8 Prozent ihres Einkommens für Wärmeenergie aus – die 10 Prozent reichsten Haushalte nur 1,6 Prozent. So gibt es Haushalte, die ihren Energieverbrauch aus Not heraus stärker reduzieren als eigentlich nötig, was als „versteckte Energiearmut“ bezeichnet wird.

Die Studie geht im Weiteren auf die Verteilungswirkung der Entlastungspakete aus 2022 und die Energiepreisbremsen ein. Die Entlastungspakete bedeuteten teure Maßnahmen, die wenig zielgerichtet eher einkommensstarken Haushalten zugutekämen, während sich die Preisbremsen ebenfalls eher vorteilhaft für obere Einkommensstufen auswirkten. Als eine alternative Maßnahme werden hier gestaffelte Direktzahlungen genannt.

Nachhaltige und zielgerichtete Maßnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs sind vor allem dazu geeignete Haushalte widerstandsfähig zu machen gegenüber Schwankungen bei den Energiepreisen. Deshalb sollte die Sanierung von Gebäuden, in denen viele Bewohner einen Wohnberechtigungsschein haben, zielgerichtet beschleunigt werden. Außerdem wird vorgeschlagen, Bund- und/oder Länderprogramme zur Förderung solcher Sanierungen an langfristige Mietpreis- und Belegungsbindung zu koppeln.

Anmerkung aus kommunaler Sicht

Die nunmehr angesprochene Wärmewende zeigt, dass diese signifikanten Auswirkungen auf die Bezahlbarkeit des Wohnens haben wird. Bereits heute sind die steigenden Energiekosten eine zunehmende Belastung für Haushalte in schlecht gedämmten Gebäuden, welche insbesondere Geringverdienende besonders belastet. Damit gehen zudem Beeinträchtigungen des Wohnkomforts und des Gesundheitsschutzes einher, denn sie bieten zugleich weniger Schutz vor Überhitzung in Extremsommern. Doch auch für kommunale Haushalte sind die steigenden Energiekosten in schlecht gedämmten Gebäuden eine zunehmende Belastung. So spielt die energetische Sanierung des Gebäudebestands eine wesentliche Rolle im Kontext der Energiewende.

Insofern muss darauf geachtet werden, dass besonders geringverdienende Eigentümer und Mieter sowie auch finanzschwache Städte und Gemeinden weder aufgrund steigender Energiepreise noch aufgrund von Sanierungskosten überfordert werden.

Hierzu bedarf es zwingend erforderlicher (finanzieller) Anreize, wie durch die Bundesförderung für effiziente Gebäude, mit Schwerpunkt auf bestimmte Gruppen. Doch auch Möglichkeiten der Quartierssanierung sowie des seriellen Sanierens sollten zusätzlich ausgebaut und gefördert werden. Die Förderung zur energetischen Stadtsanierung bietet für Städte und Gemeinden weitere Ansatzpunkte für Sanierungsarbeiten.

Die Studie des Öko-Instituts findet sich unter www.oeko.de.

Az.: 28.6.9-005/003 gr

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