Mitteilungen - Finanzen und Kommunalwirtschaft

StGB NRW-Mitteilung 595/2023 vom 19.09.2023

Abregelung von Windstrom verringern und Anreize für flexibleren Stromverbrauch setzen

Vor dem Hintergrund der Diskussion um eine Reform der Netzentgelte stellt eine Studie der Agora Energiewende ein neues Instrument zur Nutzung von ansonsten abgeregeltem erneuerbarem Strom vor: Zeitvariable Netzentgelte.

Acht Terawattstunden erneuerbarer Strom gingen im Jahr 2022 durch Abregelung aufgrund von Netzengpässen verloren; rund 30 Prozent mehr als 2021. Hierdurch entstanden für Verbraucher 900 Mio. Euro Zusatzkosten.

In der Kurzstudie der Agora Energiewende wird nun vorgeschlagen, dass in Zeiträumen und Regionen, in denen die substanzielle Abregelung von Erneuerbaren Energien erwartet wird, Netzbetreiber die Netzentgelte absenken. Dadurch soll ein finanzieller Anreiz zum regionalen Verbrauch von Elektrizität entstehen – anstelle von Abregelung.

Da gemäß dem Vorschlag alle lastganggemessenen Verbraucher (in der Regel mit einem Jahresverbrauch von über 100.000 Kilowattstunden) von der Entgeltreduktion profitierten, bestünden keine Anreize für strategisches Bieten; allerdings profitierten auch Verbraucher, die ihr Verhalten nicht anpassen (Mitnahmeeffekt).

Eine Modellierung wurde beispielhaft für das Land Schleswig-Holstein und die Stadt Hamburg vorgenommen. Nach den vorgenommenen Abschätzungen führe eine Absenkung der Netzentgelte, wie in der Studie vorgeschlagen, bei Abregelungen Erneuerbarer Energien über 500 MW dazu, dass etwa 18 Prozent des ansonsten abgeregelten Stroms genutzt werden würden. Neben dem positiven Effekt, dass sonst abgeregelter Strom genutzt werden könne, stelle dieses Instrument einen Einstieg in die Dynamisierung von Netzentgelten und die netzdienliche Flexibilisierung der Nachfrage dar.

Anmerkung

Für die Akzeptanz der Energiewende ist es von besonderer Bedeutung, dass abgeregelter Strom verringert wird und dass Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Kommunen vom voranschreitenden EE-Ausbau in ihrer Region profitieren und nicht mit hohen Netzentgelten belastet werden. Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur (BNetzA), hat kürzlich in einem Interview angekündigt, dass die BNetzA den Erneuerbaren-Ausbau mit niedrigeren Netzentgelten belohnen will. Regionen mit viel Windkraft sollen demnach niedrigere Netzentgelte leisten müssen. Auch eine Sprecherin des BMWK hat mit Blick auf Erneuerbare Energien angekündigt, die ausbaubedingten Netzkosten zwischen den Regionen fair gestalten zu wollen. Wie die Reform aussehen wird, ist im Moment allerdings noch unklar.

Weitere Informationen:

Kurzstudie – Windstrom nutzen statt abregeln:

https://static.agora-energiewende.de

Az.: 28.6.10-004/001

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