Mitteilungen - Umwelt, Abfall, Abwasser

StGB NRW-Mitteilung 133/2020 vom 09.12.2019

NRW will Klimaanpassungsstrategie erneuern

Rund 300 Experten und Interessierte aus Politik, Wirtschaft, Kommunen und Verbänden haben auf Einladung des Umweltministeriums an der Konferenz "Klimawandel in Nordrhein-Westfalen – Vorsorge durch Anpassung" am 20.11.2019 in den Düsseldorfer Rheinterrassen teilgenommen, um sich über die Folgen des Klimawandels, Anpassungsstrategien und Vorsorgemaßnahmen auszutauschen.

Spürbare Folgen des Klimawandels in NRW sind Ernteausfälle, Waldschäden, Biodiversitätsverluste, Überschwemmungen und Hitzewellen. Dabei ist zu erwarten, dass Extremereignisse wie Hitze oder Starkregen unseren Alltag künftig noch stärker bestimmen werden. Umweltministerin Ursula Heinen-Esser warb zum Auftakt der Konferenz dafür, dass alles dafür getan werden müsse, um den Klimawandel einzudämmen und unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen. Zugleich müssten sich alle bestmöglich auf nicht mehr abzuwendende Veränderungen einstellen. An diesem Vorsorgegedanken richte die Landesregierung ihre Politik aus, wenn es etwa um die Waldentwicklung, nachhaltige Landwirtschaft, Stadtplanung, den Ausbau grüner Infrastruktur oder Gewässerschutz gehe. In der Folge kündigte die Umweltministerin an, dass das Land NRW seine Klimaanpassungsstrategie erneuern werde.

Die Jahre 2014 und 2018 waren in Nordrhein-Westfalen mit einer Durchschnittstemperatur von elf Grad Celsius die wärmsten Jahre seit Beginn der Messungen. 2018 war es seit 1959 zwischen Eifel und Weserbergland noch nie so trocken. Am 25. Juli 2019 wurde mit 41,2 Grad Celsius ein neuer Hitzerekord für Nordrhein-Westfalen aufgestellt. Die vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) ausgewerteten Daten im Klimafolgenmonitoring zeigen zudem eine signifikante Zunahme warmer und heißer Tage und eine Abnahme der Frost- und Eistage, auch die Gewässertemperatur im Rhein steigt. Klimamodelle projizieren für Nordrhein-Westfalen eine Temperaturzunahme von 2,8 bis 4,4 Grad Celsius für den Zeitraum 2071-2100 bezogen auf den Zeitraum 1971-2000, wenn sich der weltweite CO2-Ausstoß so weiterentwickelt wie bisher.

Anpassungsstrategien weiterentwickeln

Die Umweltministerin kündigte die Prüfung an, für die Aufgabe der Klimaanpassung künftig eine erweiterte und eigenständige rechtliche Grundlage zu schaffen. Klimaanpassung müsse als gemeinsame Querschnittaufgabe definiert werden, die in den unterschiedlichen Planungsebenen stattfinde und alle Lebensbereichen erreiche.

Grundlage bildet die 2009 entwickelte Klimaanpassungsstrategie, die 2015 im Klimaschutzplan Nordrhein-Westfalen fortgesetzt wurde. Sie definiert 16 Handlungsfelder. Derzeit wird im LANUV ein Klimafolgen- und Anpassungsmonitoring erstellt, mit dem der Erfolg bisher durchgeführter Anpassungsmaßnahmen untersucht werden soll.

Globaler Klimawandel, lokale Anpassung

Anpassung erfolgt primär auf kommunaler Ebene. Im Rahmen des Aufrufs KommunalerKlimaschutz.NRW fördert die Landesregierung Maßnahmen zur Klimaanpassung, zudem wissenschaftliche Untersuchungen, Bildung, Vernetzung und Kommunikation. In sechs Regionalforen des Umweltministeriums konnten sich Akteure vor Ort über die jeweilige regionale Klimaentwicklung, ihre Folgen und Anpassungsoptionen austauschen. Best-Practice Beispiele zeigten, wie eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten zum Erfolg führt. Parallel dazu stellt das LANUV über sein Fachinformationssystem Klimaanpassung Datengrundlagen zur Erarbeitung individueller Anpassungsmaßnahmen bereit.

Heißzeit in Städten

Infolge des Klimawandels sind insbesondere auch urbane Räume betroffen. Naturgefahren wie Sturm, Hagel, Starkniederschlag, aber auch Hitze führen in Nordrhein-Westfalen jedes Jahr zu Sachschäden an Gebäuden und wirken sich gerade in städtischen Regionen mit hoher Infrastrukturdichte negativ aus mit einer hohen Gesundheitsgefahr für die Bevölkerung.

Die Umweltministerin forderte, dass Klimaanpassung zum integralen Bestandteil der Stadtentwicklung werden müsse. Gerade in den Sommermonaten heizen sich die Städte sehr stark auf, kühlen nachts kaum ab. Im Vergleich zum Umland werden bis zu zehn Grad Temperaturunterschied gemessen. Bereits heute sind in den dicht besiedelten Gebieten Nordrhein-Westfalens 6,9 Millionen Menschen von Hitzebelastung betroffen, in Zukunft (2050) dürften es laut LANUV bis zu elf Millionen Menschen werden.

Stärkung Grüner Infrastruktur für eine klimaresiliente Region

Ein Zeichen in punkto Klimaanpassung setzt die Landesregierung im Rahmen der Ruhr-Konferenz. Die Projekte "Offensive Grüne Infrastruktur 2030" und "Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft" sollen der Anpassung an den Klimawandel in der Metropolregion Ruhr einen Schub verleihen. Grüne Infrastruktur wirkt dem Klimawandel entgegen, trägt zum Schutz der Artenvielfalt bei und erhöht die Lebensqualität. Mit einer Service-Stelle, die ab 2020 bei der Emschergenossenschaft eingerichtet wird, sollen im ganzen Ruhrgebiet Projekte für eine integrierte wassersensible Stadtentwicklung mit gezielter Nutzung von städtischem Grün in den Kommunen vorangetrieben werden.

Bereits heute werden im Rahmen des Förderwettbewerbs "Grüne Infrastruktur NRW" integrierte kommunale Konzepte zur Entwicklung und Aufwertung von Grün- und Freiräumen gefördert. Bis Ende 2023 sind Gesamtinvestitionen von insgesamt 83 Millionen Euro (EU, Landes-Kofinanzierung, Eigenmittel der Antragsteller) eingeplant.

Hintergrund: Klimadienste des LANUV

Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) stellt unter www.lanuv.nrw.de/klima/klimaanpassung-in-nrw umfassende Informationen zum Thema Klimaanpassung bereit.

Zudem werden unter www.lanuv.nrw.de/klima/service/fachinformationssysteme Daten zum beobachteten (Vergangenheit bis heute) und projizierten (zukünftig zu erwartenden) Klimawandel über verschiedene Klimadienste kostenlos zur Verfügung gestellt:

  • Der "Klimaatlas" bietet flächendeckende Informationen zu Lufttemperatur und Niederschlag und entsprechende Projektionen in die Zukunft.
  •  Das "Klimafolgenmonitoring" zeigt mit Hilfe von Indikatoren die Folgen des Klimawandels auf, wie z. B. die Erhöhung der Gewässertemperatur, die Verschiebung der Vegetationsperioden oder die Entwicklung der Waldbrandgefahr.
  •  Das "FIS – Fachinformationssystem Klimaanpassung" stellt projizierbare, räumlich darstellbare Daten bereit und liefert so Planungsgrundlagen für Anpassungsmaßnahmen. Ein Baustein ist hier z. B. die im letzten Jahr veröffentlichte Klimaanalyse, welche vertieft die thermische Belastung im städtischen Raum analysiert und Planungshinweise gibt.

Az.: 23.1.7-001/004

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