Mitteilungen - Umwelt, Abfall, Abwasser

StGB NRW-Mitteilung 743/1998 vom 20.12.1998

Forderungen des kommunalen Waldbesitzerverbands

Schwerpunkt einer Vorstandssitzung des kommunalen Waldbesitzerverbands am 01. Dezember 1998 in Münster war die Diskussion um eine vom Waldbesitzerverband im Grundsatz begrüßte Zertifizierung der Forstwirtschaft und ihrer Produkte (Stichwort: Gütesiegel für nachhaltige Forstwirtschaft). Der Verband stellte in diesem Zusammenhang aber unverzichtbare Forderungen aus der Sicht der kommunalen Waldbesitzer auf, die bei einer Zertifizierung zwingend beachtet werden müssen. Im folgenden druckt die Geschäftsstelle die Pressemitteilung des kommunalen Waldbesitzerverbands vom 01.12.1998 ab:

Vertragsnaturschutz erhalten und ausbauen - Keine Beeinträchtigung durch Nostalgie in der Zertifizierung !

Waldförderung bestes Programm für Umwelt- und Klimaschutz

Der Vertragsnaturschutz in den Forstbetrieben der Städte und Gemeinden Nordrhein-Westfalens darf nicht auf dem Alter der Zertifizierung geopfert werden ! Mit dieser Forderung wandten sich der Vorsitzende des kommunalen Waldbesitzerverbands, Stadtdirektor Walter Seulen (Warburg) und der Geschäftsführer Dr. Gerd Landsberg (Bonn), gegen überzogene Anforderungen, wie sie in der zur Zeit landesweit befürworteten Zertifizierung nach "FSC" (Gütesiegel des FOREST STEWARDSHIP COUNCIL) noch vorgesehen sind.

Zertifizierung der Forstwirtschaft bedeutet, daß sich Forstbetriebe freiwillig einer Regelung und Kontrolle unterwerfen und festgelegte Auflagen bei einer Bewirtschaftung ihrer Betriebe einhalten. Das Zertifizierungssystem soll zu einer Bevorzugung der gekennzeichneten Holzprodukte durch die Verbraucher führen.

"Nach der "FSC-Zertifizierung" sollen wir u.a. mindestens 5 % unserer Waldfläche stilllegen oder auch umweltschonende Holzerntemaschinen, Harvester, aus dem Wald heraushalten", erläutert Seulen die "FSC-Ausgangssituation". Derartige Einschränkungen würden die Geschäftsgrundlage für den Vertragsnaturschutz im Walde in Frage stellen.

Seulen und Landsberg sehen Gefahren für den Fortbestand der Warburger Vereinbarung. In der Warburger Vereinbarung haben Waldbesitzerverbände und das Land NRW partnerschaftlich geregelt, für besondere Naturschutzleistungen im Walde Ausgleichszahlungen zu zahlen. So werden beispielsweise Maßnahmen der naturnahen Waldwirtschaft und das Belassen von Totholz honoriert, zu denen sich die Waldbesitzer im Rahmen der Zertifizierung freiwillig und ohne Ausgleichszahlungen verpflichten sollen.

"Dieses marktkonforme Regulativ für besondere "Öko-Leistungen" der Waldbesitzer lassen wir uns nicht wieder aus den Händen nehmen", beschreibt Landsberg die Position der kommunalen Waldbesitzer. "Wir sind grundsätzlich für die Einführung einer Zertifizierung, aber nicht zu Bedingungen, die den Vertragsnaturschutz durch die Hintertür aushebeln", so Landsberg. "Wir dürfen uns in den Forstbetrieben nicht den Wegen für den Einsatz hochtechnisierter und zugleich umweltschonender Arbeitsverfahren verschließen". Der Vorsitzende Seulen sieht keine Chance für eine "Nostalgie in der Forstwirtschaft" allein mit "Pferdeeinsatz und Handsäge". Die Rückkehr ins Mittelalter der Forstwirtschaft nütze niemanden, weder der Umwelt noch den Menschen.

Deutschland dürfe auch nicht zum "Standardweltmeister in der Forstwirtschaft" werden, während andere Länder, z.B. der schon jetzt fast landesweit zertifizierte Nachbar Polen dagegen geschicktes "Zertifizierungs-Dumping" betreibe. Seulen und Landsberg machen damit auf das Problem aufmerksam, das dieselben Zertifizierungsverfahren in verschiedenen Ländern mit unterschiedlich strengen Auflagen arbeiten. So schließe selbst die "FSC-Zertifizierung" in Schweden den Einsatz von Harvestern nicht aus. In Deutschland, das auf den Rohholzmarkt direkt im Preiswettbewerb mit Skandinavien steht, soll dies jeder der Fall sein.

Der kommunale Waldbesitzerverband setze sich deshalb dafür ein, daß auch in NRW keine überzogenen Auflagen mit der Zertifizierung Einzug halten und besondere Leistungen für den Naturschutz im Walde weiterhin über den Vertragsnaturschutz bezahlt werden. Eine Landesregierung, die sich dem Umweltschutz besonders verpflichtet fühle, müsse auch zum Standort "Forstwirtschaft" Farbe bekennen und hier Vorreiter sein. Die Waldförderung sei das beste Programm für einen effektiven Umwelt- und Klimaschutz. Zur Waldpflege gehöre insbesondere die Mobilisierung der bisher ungenutzten Holzvorräte statt der Schaffung neuer Hemmnisse. So leiste sich beispielsweise das Land NW den Luxus, einen jährlichen Holzzuwachs von rund 3,5 Mio. Festmeter Holz nicht einzuschlagen, was einem Marktwert von rd. 3,5 Mrd. DM entspreche. Hier gelte es umgehend finanzielle Anreize zu schaffen, um den Holzeinschlag und die Holzvermarktung zu mobilisieren.

Der kommunale Waldbesitzerverband fordert vom Land eine Offensive für den Waldstandort NRW.

Dazu gehört eine verstärkte Förderung des kommunalen Waldes als klassischer Erholungsraum der Bürger, eine effektive Vermarktungsstrategie für den Einsatz heimischer Hölzer und das politische Bekenntnis zum Umweltschutz durch Walderhaltung und Waldausbau.

Az.: II/2

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